Iris, Königin der Stauden

Unverwechselbar und dabei so vielgestaltig. Die Iris kann sich mit der königlichen Rose messen. Die Gattung bietet wirklich für jede Gartensituation den passenden Vertreter. Sogar in der Flachwasserzone des Teiches gibt es vom gelben Giganten Iris pseudacorus bis hin zur zierlichen Iris ensata Vertreter in jeder Höhe und in vielen Farbvarianten. Die Naturgarten-Apostel schimpfen hier gern, die Iris habe im Naturgarten nichts verloren. Aber immer der Reihe nach. Meine Iris-Sammlung besteht vorwiegend aus Sorten der Iris sibirica, Iris barbata und Iris reticulata.
Besonders Iris sibirica fügen sich sehr harmonisch in den Naturgarten ein und machen vor allem in höheren, wiesenartigen Pflanzungen eine gute Figur. Es gibt sie von gelb bis weiß über lila hin zu allen erdenklichen Blautönen. Vor allem die großen Hummel-Arten, die stark genug sind, Hängeblatt und Griffel auseinanderzudrücken sammeln hier Nektar!

Iris sibirica in einer hohen Staudenpflanzung

Iris sibirica in einer hohen Staudenpflanzung

Ein Meer aus Iris sibirica blüht im Mai mit Katzenminze Nepeta x faassenii `Walkers Low‘ und Hoopes Sonnenbraut Helenium hoopesii um die Wette. Die schmalen Rhizome wachsen rasch und aus einer Einzelpflanze bildet sich nach wenigen Jahren ein stattlicher Horst, dem kaum eine Grabgabel etwas anhaben kann. Wer keine wiesenartige Pflanzung anlegen will ist gut beraten, die Wiesen-Iris in den Beethintergrund zu pflanzen. Hier setzt sie vor dem fulminanten Auftritt der Bart-Iris Akzente und ist, in kleinen Tuffs von 3-5 Stück selbst von Weitem gut zu sehen. Pflanzt man niedrigere Sorten vor höhere, entsteht eine Bühne für alle Stauden im Beetvordergrund. 

Iris barbata in einer hohen Staudenpflanzung, Iris Königin der Stauden

Unter den Bart-Iris gibt es Sorten mit sterilen Blüten, die meisten Sorten bieten großen Hummeln jedoch genügend Nektar und nutzen diese als Bestäuber. Wer mehrere Sorten hat und eine zufällige Kreuzung zulässt, kann viele spannende Farbvarianten erhalten. Allerdings ist hier geduld gefragt, da von der Bestäubung bis zur ersten Blüte oft drei bis vier Jahre vergehen. Die Bart-Iris werden in drei Gruppen unterteilt, Iris barbata-nana, Iris barbata-media und Iris barbata-elatior.

Iris barbata-nana `Kolksee´ mit Seifenkraut

Die Miniatur-Iris der barbata-nana Gruppe bleiben mit maximal 40cm recht klein. Sie blühen bereits ab April und unter den Sorten sind zahlreiche alt bewährte Vertreter, die zuverlässig blühen. Diese Iris wachsen langsam und sind konkurrenzschwach. Am Besten gedeihen sie im Steingarten, begleitet von anderen niedrigen Stauden wie Sedum acre, Sempervivum tectorum und Frühlingszwiebeln. Volle Sonne ist hier gewünscht und wird mit ausgesprochener Winterhärte und einer langen Lebensdauer belohnt. 

April: Iris barbata-nana 
`Hamburger Michel´

Ab Mai blühen die Mittelhohen Bart-Iris der barabata-media Gruppe. Mit bis zu 70cm sehen sie genauso aus, wie man sich die klassische Bart-Iris vorstellt, nur eben auf kurzem Fuß. Diese Iris eignen sich hervorragend für den Beetvordergrund. Besonders gerne mag ich sie an exponierter Stelle auf einem Mauervorsprung oder leicht erhöht direkt an der Terrasse, damit ich ganz bequem an ihnen schnuppern kann. Einige Vertreter duften ganz phantastisch!

Besonders reichblütig: Iris barbata-media `Antarctique´

Iris x germanica `Alfred´

Besonders beeindruckend wirken die hohen Bart-Iris der barbata-elatior Gruppe. Mit bis zu 110cm thronen sie über dem Staudenbeet und haben eine enorme Fernwirkung. Das Sortiment wächst so rasend schnell, dass es unmöglich ist zu schätzen, wieviele Sorten auf dem Markt sind. An Farbkombinationen ist wirklich alles bis auf reines Rot vertreten. Gerüschte Hängeblätter, farbige Bärte oder Sprenkel führen zuunglaublichen Farbkombinationen. Manche Sorten, wie die französische ‚Intrepide‘, sind mit einer Kombination aus orange, rosa, gelb und braun so bunt, dass mir dazu sofort ein fröhliches Tutti-Frutti-Beet einfällt. Leider habe ich so ein Beet noch nicht angelegt. Das wäre aber sicher ein großer Spaß und ein echter Hingucker!

Iris Barbata-elatior `Tempting Fate´

In meinem Garten bevorzuge ich die zweifarbigen Plicata-Sorten oder einfarbige mit gerüschten Hängeblättern. Die Möglichkeiten diese Sorten harmonisch mit Begleitstauden zu kombinieren sind vielfältig und es lassen sich traumhafte Stimmungen zaubern. Nach der Blüte bleibt das Laub lange attraktiv und so ist der Iris in vielen meiner Pflanzungen ein Platz gewiss. Von monotonen Iris-Pflanzungen rate ich ab. Artenarme Beete sind nicht nur ökologisch bedenklich sondern auch lange im Jahr öde. Der berühmte Garten-Autor Jörg Pfennigschmidt sagte einmal, er möge es nicht, wenn die Blüte der Beete das ganze Jahr nur so vor sich hin dümpele. Er bevorzuge Beete, die zu einer Zeit im Jahr einen richtigen Wow-Effekt haben. Ich differenziere da. Ich mag Beete, in denen das ganze Jahr etwas blüht und es meherer Höhepunkte gibt. Dank der Zwiebelblüher, dem phantastischen Astern-Sortiment und so mancher Staude auf schlankem Fuß ist das möglich. 

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`Tempting Fate´ im Abendlicht

Es muss nicht immer das fulminante Prachtstaudenbeet sein. Auch niedrigere, dezente Steingarten-Stauden wie …..und eine dekorative Landschaft aus Findlingen kann durchblühen, Insekten Lebensraum und Nahrung bieten und trotzdem eine adäquate Bühne für die Königin der Stauden bilden.

Iris barbata-elatior `High Stakes´ mit Aquilegia vulgaris

Bianca mit Allium, Ambassador und Saponaria

Namensloser Nachbarschaftsfund

`English Cottage´ Herbstblüte  im Gegenlicht

Die Naturstandorte bieten immer ein sehr stimmiges Bild als Planungsgrundlage für Pflanzungen. Die erste Iris in natura habe ich in Kroatien entdeckt. Mein Hund hätte sich beinahe darauf niedergelassen, aber er muss die Schönheiten wohl als Iris erkannt haben und hat sich erinnert, was ihm zu Hause im Garten blüht, wenn er die Rasenwege verlässt und es wagt ein Exemplar niederzuwalzen. Diese Iris croatica wuchs malerisch an einer felsigen Böschung und ich kann mir nur zu gut einen Steingarten mit Tuffs einer Iris in dieser Farbe vorstellen.

Iris croatica am Naturstandort mit Canis lupus familiaris, `Alaska Husky´ im Vordergrund

Der Hofstaat der Königin darf vielfältig sein. Hier sollte man an prächtige Kavaliere denken. Farblich abgestimmte Fingerhüte Digitalis purpurea oder Lupinen Lupinus polyphyllus bilden durch ihre gestreckte Form attraktive Kontraste. Auch Pfingstrosen Paeonia lactiflora, Glockenblumen Campanula und ein Farbenmeer aus Akelei Aquilegia vulgaris blühen zeitgleich mit den hohen Bart-Iris.

Das Fußvolk bilden Stauden und Frühblüher, die das Beet außerhalb der Irisblüte beleben. Da ich die verblühten Stiele sowieso abschneide, damit die Iris keine Kraft in die Bildung von Samen steckt, brauche ich keine hohen Stauden zum Kaschieren. Erlaubt ist alles, was die Standortansprüche teilt und nicht zu stark über die Rhizome wuchert, denn diese schnuppern gern an der Sonne und müssen gut abtrocknen können. 

`Going My Way´ und `High Stakes´ mit Digitalis purpurea als Hofstaat und Allium karataviense als Fußvolk

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Der Bart der `English Cottage´

`Frühlingkleid´ mit Allium christophii und Salvia officinalis `Caradonna´

Unbekannte Sorte mit Paeonia lactiflora und Lupinus polyphyllus

Die Iris-Saison geht mit Iris spuria zu Ende. Sie blüht oft bis in den Juli hinein. Wenn Sie die hohen Iris Sorten der barbata-elatior Gruppe geschickt gewählt haben und es Ihren Iris am Standort gefällt, blühen sie im Herbst ein zweites Mal auf. 

Jetzt müsste der Artikel eigentlich zu Ende sein, der Winter auf den Herbst folgen und alle Sommerdüfte der Iris in Eis und Schnee versenken. Aber diese artenreiche Gattung hat auch diese Nische erobert und trumpft mit den Netzblatt-Iris Iris reticulata auf. Schon Anfang Februar schieben sie ihre Blüten noch vor den Laubblättern durch den Schnee. In Meinem Garten gewinnen sie sogar das Rennen gegen die Schneeglöckchen Galanthus. Diese Iris mögen im Vergleich zu den hohen Bart-Iris zart und gebrechlich wirken, sind aber äußerst hart im Nehmen. Nachttemperaturen von -8°C während der Blüte stecken sie mühelos weg.

Iris spuria

Früh erwachenden Hummelköniginnen wissen das und schätzen diese Iris als Nahrungsquelle bis Crocus, Helleborus und Primula übernehmen. Nicht selten übernachten sie zu Dutzenden in einem Tuff, direkt mit dem Rüssel in den Blüten. Werden sie morgens von der Sonne aufgwärmt, beginnen sie gleich Nektar zu saugen. Sie merken sich den Standort der Netzblatt-Iris ganz genau und kehren abends zeitig in die schützenden Blüten heim. Im Gegensatz zu den anderen Iris-Arten bildet Iris reticulata kein Rhizom sondern hat eine unterirdische Zwiebel als Speicherorgan. Ein trockener Standort wird bevorzugt, denn wie klassische Geophyten zieht sie über Sommer komplett ein und scheint dann aus dem Garten verschwunden zu sein… 

Iris reticulata `George´ im Eismantel

Nach der Blüte, wenn die Zwiebel im Frühsommer genug Nährstoffe eingelagert hat und das Laub verwelkt ist, teilt sie sich während ihrer Ruhephase und der Bestand vergrößert sich schon nach wenigen Jahren beachtlich.
Also machen Sie in Ihrem Naturgarten schon mal Platz für die Königin der Stauden!

Spaziergang durch den Naturgarten zur Irisblüte.
Video  zum Download.

Ende